„Wir haben die Sanierung bei laufendem Betrieb durchgeführt und sind – auch wenn wir viele Maßnahmen zur Lärm-Minderung eingesetzt haben – unseren Mitarbeitern und Patienten für ihre Geduld und ihr Verständnis sehr dankbar“, betont Josef Lübbers. „Trotz der Umbaumaßnahmen sind die Patientenzahlen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie gestiegen“, freut er sich. Das Kamp-Lintforter Haus hat sich in diesem Umbau-Jahrzehnt von einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung zu einem Haus mit einem hohen Spezialisierungsgrad entwickelt.
2011 startete die bauliche Zielplanung. Drei Aspekte sollten mit der Baumaßnahme erreicht werden: es sollte ein Facharzt-Zentrum entstehen, damit es eine engere Vernetzung zum ambulanten Markt geben könnte. Dann sollten alle Stationen saniert werden, denn das Haus war zu dem Zeitpunkt bereits über 40 Jahre alt. Zudem war die Fassade an der Südseite teils brüchig, sie musste erneuert und energetisch gedämmt werden.
Neubau mit Facharzt-Zentrum termingerecht fertig
Knapp 18 Monate nach Baubeginn wurde das Facharzt-Zentrum eröffnet. Rund sieben Millionen Euro waren in dieses Zentrum investiert worden. Im Erdgeschoss des 3.000 Quadratmeter großen Gebäudes fand die Praxis für Nieren- und Hochdruckkrankheiten / Dialysezentrum von Dr. Achim Assenmacher und Dr. Christoph Mangelmann mit über 30 Dialyse-Plätzen ihren neuen Raum.
Im Kellergeschoss fand die Infrastruktur der Dialyse, mit aufwändiger Osmoseanlage, ihren Platz. Dort wurde auch eine zentrale Umkleidestation mit Duschen für alle Mitarbeitenden geschaffen. Die bislang auf den einzelnen Stationen befindlichen Umkleide-Räume wurden aufgelöst. Im ersten Obergeschoss entstand eine komplette neue Station als sogenannte „Ausweichstation“ für die sich in Sanierung befindlichen Stationen.
Baubeginn Bettenhaus- und Fassaden-Sanierung
Im Herbst 2015 begannen die Arbeiten an der Fassade, die schon nach 18 Monaten erfolgreich beendet wurden. Auf 102 Metern Länge und 30 Metern Höhe wurden Dämmung und alle Klinker erneuert. Damit die Handwerker nicht mit den Materialien durch das Krankenhaus laufen mussten, wurde an der Außenseite ein eigener Bauaufzug installiert.
Zeitgleich startete die Bettenhaus-Sanierung, zukünftig sollte in den modernen Patientenzimmern eine Toilette und eine Dusche verfügbar sein. Für Patienten, deren Pflege besonders aufwändig ist oder die isoliert untergebracht werden müssen, wurden pro Station ein Einzel- und ein Zweibett-Zimmer eingerichtet. In den restlichen zehn Zimmern pro Station können nun jeweils bis zu drei Patienten untergebracht werden.
Sanierung nach modernstem Standard
Alle Zimmer wurden bei der Sanierung in eine Rohbau-Situation zurückversetzt, alle Leitungen, Verkabelungen und die erforderliche Elektrotechnik (wie LEDs) neu verlegt. Auch die neuen Konzepte des Brandschutzes flossen in die Umbau-Maßnahmen ein. Und die Renovierung der Zimmer erfolgte nach modernstem, und gleichzeitig wohnlichen, Standards. Es entstanden auch zwei Wahlleitungsstationen mit gehobenen Komfort.
Durch die geschaffene Ausweichstation konnten immer zwei Stationen gleichzeitig komplett saniert werden. Pro Etage dauerten die Bauarbeiten zwischen zehn und zwölf Monaten, fünf der sechs Etagen wurden innerhalb von fünf Jahren saniert.
Fertigstellung durch Corona verzögert
Die Pandemie machte dann dem straffen Zeitplan allerdings einen Strich durch die Rechnung, denn nun wurde die Ausweichstation als Corona-Bereich benötigt. So musste die letzte Etage in zwei Etappen umgebaut werden, was die Fertigstellung um acht Monate verlängerte. „Nun ist es endlich soweit, wir verfügen jetzt über eine Planbettenzahl laut Landesplan von 356 Betten, inklusive unserer 10 Intensivbehandlungsplätze sowie 6 Intermediate Care (IMC)-Betten und 6 weiteren Betten für Notaufnahmen“, erläutert Conrad Middendorf.
Die Sanierung des Bettenhauses war nicht einzige Investition, die in den vergangenen Jahren stattfand. So wurden ein hochmodernes Herzkatheter-Labor mit zwei Behandlungsplätzen und die neue Zentralambulanz für alle operativen Bereiche geschaffen. Auch die Endoskopie-Abteilung wurde komplett modernisiert.
Auch sämtliche Fahrbahnen auf dem Krankenhaus-Gelände wurden erneuert, die vorhandenen Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher aufgestockt. Im Krankenhaus-Park entstand eine „Oase der Ruhe“ für die Mitarbeitenden, Patienten und Besucher, „Waldsofas“ und eine besondere Bepflanzung bieten die Möglichkeit zur Entspannung.
Spezialisierung und Ausbildung
Das Haus schuf – im Verbund mit drei anderen Kliniken und niedergelassenen Fachärzten – das Tumorzentrum Niederrhein. Die Orthopädie erweitert ihr Spektrum als Wirbelsäulen-Spezialzentrum um die operative Versorgung von Wirbelsäulen-Erkrankungen.
Die Patientenanzahl wuchs stetig, ebenso wie die mittlerweile mehr als 800 engagierten Mitarbeitenden. Das Angebot der Katholischen Bildungsakademie Niederrhein, der Verbundschule für Pflegeberufe, wurde seit 2018 von 150 Ausbildungsplätzen auf 252 erhöht. Aktuell wird die Schule umfangreich mit einer Investition von rund drei Millionen ausgebaut.
Für die Zukunft wird sich das St. Bernhard-Hospital erneut mit drei baulichen Themen beschäftigen: geplant ist die Sanierung und Erweiterung der Notaufnahme. Hier hat die bauliche Zielplanung bereits begonnen. Die Ausweichstation, die während der Bettenhaus-Sanierung so wichtig war, hat ihren Dienst getan, hier entsteht ein weiterer ambulanter Sektor. Zukünftig sind hier die ambulanten Behandlungsräume des Medizinischen Versorgungszentrums „MediaVita“ und der ambulanten Onkologie. Direkt nebenan befindet sich die Station 1a - die gerade fertigstellte Station - die als Kurzliegerbereich konzipiert ist. Hier werden zukünftig Patienten betreut, die nur einige Stunden oder wenige Tage zur Behandlung im St. Bernhard-Hospital sind. Schließlich stehen auch die Räume der Physiotherapie auf dem Sanierungsplan.
„Wir haben auch in den nächsten Jahren noch viel vor“ sind sich Dr. Conrad Middendorf und Josef Lübbers einig. „Uns sind aber zwei Dinge besonders wichtig: dass unsere Patienten sich bei uns wohl und gut versorgt fühlen. Und dass unsere Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen.“