Hallux valgus

Was ist ein Hallux valgus?

Beim Hallux valgus („schmerzhaften Großzehenballen“) handelt es sich um eine sichtbare Fehlstellung der großen Zehe. Der Zehenballen an der Fußinnenseite tritt deutlich hervor und der große Zeh verschiebt sich zur Fußaußenseite in Richtung der kleinen Zehen. Durch die Fehlstellung der Großzehe verändert sich die Lastverteilung der Fußsohle. Dadurch wird  der Mittelfuß sehr viel stärker beansprucht. Dies führt oft begleitend zu Beschwerden des Mittelfußes. Durch die Fehlstellung der Großzehe werden nicht selten weitere Deformitäten der Kleinzehen aufgrund eines bestehenden „Zehenkonflikts“ begünstigt.
Ursachen für einen schmerzhaften Großzehenballen ist nicht nur ungünstiges Schuhwerk. Vielmehr spielen  weiches Bindegewebe und eine erbliche Vorbelastung eine übergeordnete Rolle.

Konservative Behandlung

Durch das Tragen von Einlagen und/oder speziellen Nachtlagerungsschienen und Orthesen lassen sich die Beschwerden zunächst lindern.  Die erworbene Fehlstellung der  Großzehe lässt sich hierdurch jedoch nicht korrigieren. Hierzu ist eine operative Korrektur notwendig.


Operative Behandlung

Ein nachhaltiger Behandlungserfolg beim Hallux valgus ist nur durch eine Fuß-Operation möglich. Fehlstellungen der Großzehe sind der häufigste Grund für eine Fuß-Operation. Aufgrund des fortschreitenden Charakters der Erkrankung ist eine operative Korrektur möglichst schon im Frühstadium anzuraten. So kommt man im frühen Krankheitsstadium meist noch mit kleinen Korrekturen aus. Im fortgeschrittenen Stadium hingegen werden häufig bereits komplexere Korrekturen notwendig. Vorrausetzung für die Entscheidung zur Operation ist jedoch die entsprechende Beschwerdesymptomatik gepaart mit dem Leidensdruck des Patienten. Ziel jeder operativen Therapie am Fuß ist ein schmerzfreier und voll belastbarer Fuß.


Minimal-Invasive OP

Seit kurzer Zeit sind minimal invasive Operationstechniken in der Fußchirurgie entwickelt worden, die es dem Fußchirurgen ermöglichen operative Eingriffe am Fuß sehr schonend und nur mit minimalen Hautinzisionen zu verwirklichen. Hierdurch ist die Rehabilitation nach fußchirurgischen Eingriffen deutlich schneller, das Wundinfektionsrisiko wird minimiert und problematischen Narbenbildungen wird vorgebeugt. Alle minimal-invasiven Techniken werden in unserer Klinik regelmäßig angewendet. Nicht jede Fußoperation ist jedoch für ein minimal-invasives Vorgehen geeignet. Über die jeweiligen Möglichkeiten werden alle Patienten im Rahmen unserer Fußsprechstunde ausführlich beraten.

Chevron-/Austin-Osteotomie

Bei einer leichten Fehlstellung zwischen dem ersten und dem zweiten Mittelfußknochen kann eine Chevron-/Austin-Osteotomie durchgeführt werden. Hierbei wird über einen Hautschnitt an der Innenseite des Fußes das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens V-förmig durchtrennt und in Richtung des zweiten Mittelfußknochens verschoben. Die Osteotomie wird in der Regel durch eine Kompressionsschraube aus Titan gesichert, die im Körper verbleiben kann.

 

Akin-Osteotomie

Falls die Fehlstellung auch durch die Großzehe selbst bedingt ist oder wenn bei anderen Operationen (z. B. Chevron) die Zehe nicht ausreichend achsgerecht eingestellt werden konnte, wird ein zusätzlicher Keil aus dem Grundglied der Großzehe entnommen, um diese in die korrekte Stellung bringen zu können. Die Fixierung erfolgt mit einer kleinen Knochenklammer, die ebenfalls im Körper verbleiben kann.

 

Versteifung des Fußwurzelgelenkes (TMT-I Arthrodese)

Bei hochgradiger Fehlstellung der Großzehe gepaart mit einem großen Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Mittelfußknochen wird eine Versteifung des Gelenks zwischen dem ersten Mittelfußknochen und der Fußwurzel durchgeführt um die Fehlstellung zu korrigieren. Die Großzehe selbst bleibt dabei beweglich. Lediglich die geringe Wackelbeweglichkeit  des ersten Fußwurzelgelenkes entfällt. Diese Bewegungseinschränkung ist später beim Laufen nicht zu spüren. Im Bereich des zu versteifenden Gelenks werden die Knorpelanteile entfernt, die Knochen in korrekter Position aufeinander gestellt und in der Regel mit einer winkelstabilen Titanplatte und einer Zugschraube fixiert.

Allgemeines zur Operation

Narkose

Die beschriebenen Operationen können in Vollnarkose, Rückenmarksnarkose oder in einem so genannten Fußblock durchgeführt werden. Beim Fußblock ist der Fuß durch örtliche Betäubung schmerzunempfindlich. Welche Art der Narkose angewendet wird, entscheidet der Narkosearzt zusammen mit dem Patienten.


Stationärer Aufenthalt

In der Regel werden fußchirurgische Eingriffe in unserer Klinik im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes operiert. Dies bedingt auch das  von uns etablierte und erfolgreiche Nachbehandlungskonzept, welches in den ersten beiden Tagen nach der Operation neben einer strengen Hochlagerung und Kühlung des Fußes auch das Angebot eines  speziellen Schmerzkatheters zur Therapie der akuten postoperativen Wundschmerzen beinhaltet. Der stationäre Aufenthalt beträgt je nach Schwellung des Fußes und Heilungsprozess zwei bis sechs Tage.


Verhalten nach der Operation

Nach einer Operation kommt es immer zu einer Schwellung des Fußes. Ihr Fuß ist für ca. drei bis sechs Monate nach einer Fußoperation „beleidigt“ und reagiert mit Schwellneigung. Im Falle von knöchernen Korrekturen am Fußskelett  benötigt der Körper Zeit für die Knochenheilung. Der operierte Fuß sollte daher geschont werden. Eine Hochlagerung des operierten Fußes ist in den ersten vier Wochen unbedingt zu empfehlen, um die Schwellung so gering wie möglich zu halten. Insbesondere während der Wundheilung ist dies von entscheidender Bedeutung. Dabei sollte der Fuß höher als das Knie gelagert werden. Schwellungen können bis zu sechs Monate nach der Operation andauern. Autofahren ist erst möglich, wenn der Fuß in normalem Schuhwerk voll belastbar ist.